Liebe Aikido- Tanz- und Steinfreunde,
darf ich daran zweifeln, dass wir gerade genau das Richtige tun? Darüber nachdenken, dass die existentielle Betroffenheit vielleicht noch viel mehr Opfer kostet als der Virus an sich?
Auch nur ansprechen, dass die verordnete Kontaktsperre fatale Auswirkungen für diejenigen haben könnte, die wir eigentlich schützen wollten? Wütend sein auf die ganze Situation, die Einschränkungen, die Absurditäten und Ungerechtigkeiten, die teilweise daraus entstehen?
Wo ist meine Grenze? Was bin ich bereit zu akzeptieren? Wofür bin ich bereit durchs Feuer zu gehen?
Es gibt keine einfachen Antworten auf diese Fragen, wäre ja auch zu schön gewesen…
…Zweifeln ist etwas zutiefst menschliches, gehe ich rechts, gehe ich links? Aber mit jedem eingeschlagenen Weg verliere ich doch eine potentielle andere Möglichkeit??? Meine Hündin Aika zweifelt nicht, sie geht einfach ihrer Nase nach und wenn sie nicht sicher ist, ob das der gemeinsame Weg für unser Team ist, schaut sie mich fragend an, mit 100 % Vertrauen, dass ich die Antwort weiß. Schon sehr praktisch so eine Chefin zu haben…
… aber haben wir das nicht eigentlich auch? So eine Art inneren Chef oder Chefin? Wer kennt das nicht, es gibt Zeiten, in denen scheinbar alles schief geht und manchmal flutscht es nur so. Dann fühle ich mich ganz im Fluss, ein großartiges Gefühl.
Ich kenne es aus dem Aikido, wenn ich 100 % da bin, im Tanzen, wenn nicht mehr „ich“ tanze, sondern „es“ mich tanzt, wenn ich einen Stein in die Hand nehme und ich hören kann, was er mir erzählt – diese kurzen so kostbaren Momente, wo ich ganz ich bin und doch Teil des großen Ganzen.
Ich war noch nie so der große Meditationsfreak, keine Zeit zu haben ist ein erstklassiges, allgemein akzeptiertes Ausweichmanöver. Jetzt arbeite ich eher noch mehr, habe genauso wenig Zeit und nehme sie mir einfach: für die Morgenmeditation, das Schreiben am Abend, die Sonne genießen. Atmen, mich verbinden mit mir selbst, mit dem was mehr ist als ich. 100 % Vertrauen in den Fluss des Lebens. Was ist JETZT das genau richtige für mich? In diesem Vertrauen liegen meine Antworten wie Blumen auf dem Weg – dort wo es leicht wird und ich tanzen kann wie Pippi Langstrumpf.
Wie dahin kommen, wenn sich gerade alles so schwer und ein bisschen deprimierend anfühlt?
Ganz oft schon haben mir die Fließübungen geholfen, wieder in die Leichtigkeit und meinen Lebensfluss zu kommen, probiert es einfach mal aus:
- Am besten ist ein Platz in der Natur, aber im Zimmer geht es auch, am besten mit geöffnetem Fenster
- locker und bequem hinstellen- den Boden fühlen, die Erde unter den Füßen (die existiert auch, wenn ihr im 15. Stock seid, garantiert)
- atmen und mit jedem Einatmen wahr nehmen, was um euch herum ist und mit jedem Ausatmen mehr entspannen
- ihr nehmt Geräusche wahr, hört vielleicht die Vögel zwitschern, spürt einen Lufthauch oder Wind, einen Geruch, einen Hauch von Frühling (ja, der hat heute angefangen, komplett unbeeindruckt von Corona)
- spürt in eurem Körper, wo sich eine Bewegung zeigen will und gebt dieser Bewegung nach
- bewegt euch mit dem Wind, den Vögeln, dem Summen des Kühlschranks, den spielenden Kindern, der erwachenden Natur, dem Saft, der in die Bäume fließt
- lasst euch bewegen und wenn eure Stimme sich bewegen will, dann singt und tönt- wenn eure Füße tanzen wollen, dann lasst sie tanzen, aber bleibt in Verbindung mit dem Boden unter euch
- bewegt euch so lange, bis die Bewegung von selbst ausklingt, das dauert meist so 15-20 Minuten- gebt euch danach noch ein bisschen Zeit zum Nachspüren
Wem das zu lange dauert: ein Tipp, um wieder in Fluss zu kommen, der sich gut in den Alltag einbauen lässt, ist das Haare kämmen:
– viele Meridiane und Reflexzonen laufen über den Kopf und können durch kämmen oder bürsten ganz einfach „massiert“ werden, am besten schon auf Stirn und Schläfen beginnen
– 100 Bürstenstriche am Tag tun nicht nur den Haaren gut, sondern stärken das ganze System mit oder ohne Haaren
Ich verabschiede mich für heute mit Zeilen aus einem Song von Hannes Wader (1972):
Nicht nur Gräuel gescheh’n
Schon so lang‘
Hab‘ die Liebe geseh’n
Schon so lang‘
Seh‘ die Hoffnung, den Mut
Seh‘ den Glauben, die Glut
Und was sich in Gesichtern
Von Kindern tut
Schon so lang‘
Karin