Liebe Freunde,
welch wunderbares Frühlingswetter! Habt ihr auch die Sonne genossen, die sprießende Natur, die zwitschernden Vögel, die erste Hummel? Die Gefahren die uns drohen, einfach auch mal ausgeblendet? Gut so.
Ich glaube unsere Ururahnen wären ja völlig ausgetickt – und uns gäbe es dann auch nicht – wenn sie sich pausenlos damit beschäftigt hätten, was so alles passieren kann. Und sie waren von Gefahren umringt. Aus der Natur. Oder vom Nachbarstamm. Autos gabs ja noch keine.
Der Mensch entwickelte mit der Entwicklung des Gehirns hervorragende Systeme zur Gefahrenabwehr. Dazu gehören u.a. das Angst-Flucht-Kampf-System und auch der Gefahrentrainer „Kopfkino“, also die Fähigkeit eine Gefahr zu simulieren und dadurch die Reaktionsfähigkeit zu trainieren. Aber permament in Panik vor dem ganzen gefährlichen Viehzeug zu leben oder sich auszumalen, wie die einen genüsslich vernaschen?
Ich hatte vor einigen Jahren einige sehr intensive Gespräche mit jemanden, dessen „Klassenzimmer“ die Wüste gewesen war. Die Wüste ist gefährlich, lebensgefährlich, es gibt Skorpione, Schlangen usw. Trotzdem lebt kein Nomade in permanenter Furcht um sich oder seine Kinder, denn er lebt nicht gegen die Natur, sondern mit ihr. Mehr noch. Er ist mit ihr verbunden, die Wüste ist Teil seiner eigenen Natur. Kein Nomade tritt versehentlich auf eine Schlange, die im Sand verborgen ist. Nicht weil er so besonders gute Augen hat, sondern in seiner Verbundenheit einfach weiß wo die Schlange ist. Und ganz selbstverständlich und ohne Coaching immer präsent ist, achtsam, im Jetzt lebt. Die Schlange ist nun mal auch im Jetzt. Auch unsere Vorfahren lebten diese Achtsamkeit und Verbundenheit, so leben alle noch heute existierenden nativen Kulturen.
Manchmal kenne ich das vom Aikido oder vom Tanzen oder draußen in der Natur, beim meditieren oder einfach nur im Zusammensein mit einem Menschen oder meinem Hund. Ganz im Moment, vollkommen bei mir und gleichzeitig in Kontakt. Es ist ein wunderbarer Moment.
Vielleicht war das der Trick unserer Vorfahren, die größte Komponente der Gefahrenabwehr: Wenn ich achtsam bin, im Moment da, in meinem Fluss, in Verbundenheit mit dem, was um mich herum ist, gerate ich zum einen wesentlich weniger tatsächlich in Gefahr und zum anderen brauche ich diese ganzen Angst-Stress- Gefahrenabwehr-Systeme nur noch als das, wofür sie da sind: Notfallsysteme, nicht für den Dauergebrauch ausgelegt. Darum hilft Achtsamkeitstraining ja auch so gut gegen Stress.
Vielleicht ist die Trickkiste unserer Vorfahren gar nicht so dumm, sondern uns ist einfach nur diese Fähigkeit verloren gegangen, uns mit allem verbunden zu fühlen. Und vielleicht sichert die erneute Verbindung mit der Natur, mit unseren Mitgeschöpfen, die „re-ligio“, letztendlich unser aller Überleben.
Eine wunderbare Übung zur Verbundenheit ist das Singen – und auch wenn ihr nicht singen könnt, die Bäume freuen sich, also nix wie raus und rumträllern ;-))
Was für eine Stimme: Mercedes Sosa – Todo cambia
https://www.youtube.com/watch?v=LkWTtE-pbZM
Ich wünsche euch einen wunderschönen Frühlingstag,
Karin