Liebe Freunde,
„Duck dich so tief du kannst und dann spring so hoch du kannst“ ist eigentlich die perfekte Einleitung für den Karfreitag. Das war dieser Tag mit dem „herabgestiegen in das Reich des Todes“. Die Chefs dieses Reiches gibts in fast allen Religionen und sowieso in allen alten Mythen, von Hades über Kali zu Pluto. In unserer modernen Welt wäre der Herrscher der der tiefsten Stelle, an die wir gelangen können dann wohl eher der „Insolvenzverwalter“, tiefer geht es kaum.
Warum jetzt ausgerechnet über den Tod sprechen, der Newsletter soll doch positiv sein, stärken, aufbauen? Grade deswegen. Aus dem Aikido wissen wir, dass ich tief runter gehen muss, um möglichst hoch zu springen. Genauso ist das mit der Beschäftigung mit dem Tod und dem Sterben. Im Aikido tragen wir einen weißen Anzug – weiß als Symbol für das Bewusstsein, das jeder Kampf der Letzte sein kann. Das schärft die Sinne und das Bewusstsein für das Leben. Die Ehrfurcht vor dem Leben und die Freude daran.
Die Krise, in der wir im Moment stecken hat was zutiefst plutonisches (die römische Variante des Unterweltgottes), sie fordert die Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit. Das löst in einer Kultur, die Spiritualität eher skeptisch und ablehnend gegenüber steht mehr Angst aus als in Kulturen, in denen das Sterben ein Bestandteil des Lebens ist. Denn betrachte ich das Leben ausschließlich aus materieller Sicht, ist mit dem Tod alles zu Ende. Was eigentlich unlogisch ist, weil im Universum sich alles ständig wandelt, sich aber nichts in nichts auflösen kann.
Ihr könnt das ja mal rein gedanklich ausprobieren:
- Stellt euch einfach mal vor, wie es wäre, wenn nach dem Tod einfach nichts mehr ist. Wie würdet ihr dann leben? Was wäre euch wichtig?
- Und dann stellt euch mal vor, es geht nach dem Tod noch weiter. Ihr habt zwar keinen Körper mehr, aber seid noch irgendwie. Würde sich etwas an euer Art zu leben ändern? An euren Werten?
- Ja und dann stellt euch einfach mal vor, dieses Leben ist eine Art Spielfeld und ihr seid der Spieler und euer Körper nur die Spielfigur – oder wie Kurt Tepperwein es ausgedrückt hat, ihr seid hier in der Schule und der Körper ist die Schuluniform. Wäre dann etwas anders? Hättet ihr andere Werte und Wichtigkeiten?
- Wenn ihr eine Betrachtungsweise wählen könntet, wie es denn so weiter geht nach dem Tode oder eben nicht, wie sähe die aus? Ich meine frei wählen ohne kulturelle oder sonst wie Vorgaben?
- Lebt doch mal einen „Karfreitag“ so als ob eure Wunschvorstellung vom Leben oder Nichtleben nach dem Tod wirklich so wäre..
Für mich eines der schönsten Lieder um meinen Freunden nachzuspüren, die bereits gegangen sind ist „Somewhere over the rainbow“ von IZ…
https://www.youtube.com/watch?v=V1bFr2SWP1I
So und nun geht es endlich mit der Geschichte von Kleiner Mäuserich weiter:
„Dann duck dich, so tief du kannst, und spring so hoch wie du dazu imstande bist! Du wirst deine Medizin bekommen!“ sagte Frosch.
Kleiner Mäuserich tat genau das. Er duckte sich, so tief er konnte, und sprang. Als er es tat, traute er seinen Augen nicht: Das waren doch die Heiligen Berge! Ja, das waren sie! Dann aber fiel er zur Erde zurück und landete, na wo wohl? Im eiskalten Fluss! Klatschnass und in Todesangst krabbelte Kleiner Mäuserich zum Ufer zurück. „Du hast mich angelogen!“ schrie Kleiner Mäuserich den Frosch wütend an. „Hey, hey, stopp mal“, sagte der Frosch. „Du bist doch gar nicht verletzt. Lass dich durch deine Angst und deine Wut nicht blenden. Sag mir lieber: Was hast du gesehen?“ „Ich“, stotterte Kleiner Mäuserich, „ich, ich sah die Heiligen Berge!“ „Ja, du hast die heiligen Berge gesehen und du hast einen neuen Namen!“ sagte Frosch. „Er ist Springende Maus.“ „Ich danke dir. Ich danke dir“, sagte Springende Maus nun überglücklich und dankte ihm abermals. „Ich möchte nun zu meinem Volk zurückkehren und ihnen alles erzählen, was ich gesehen und erlebt habe.“ „Nun denn,“, sagte Bruder Frosch, „kehre zu deinem Volk zurück. Der Weg ist nicht schwer. Behalte einfach das Geräusch des Medizinflusses in deinem Rücken. Geh in entgegengesetzter Richtung zu dem Geräusch, und du wirst deine Mäusebrüder finden.“
So kehrte Springende Maus kehrte zur Welt der Mäuse zurück. Aber es war richtig, richtig enttäuschend. Keiner hörte ihm zu. Er war fort gewesen, kam zurück mit nassem Fell und glänzenden Augen und erzählte verrückte Geschichten von einem Flusswesen, das ihn nass gemacht hatte? Er wurde den anderen Mäusen etwas unheimlich. Sie bekamen Angst, denn sie glaubten, er sei aus dem Munde eines anderen Tieres ausgespuckt worden, eine andere Erklärung gab es nicht. Und sie wussten alle, dass, wenn er für das Tier, das ihn begehrt hatte, keine Nahrung gewesen war, musste er auch für sie Gift sein.
So lebte Springende Maus zwar wieder unter seinem Volk, aber nicht richtig mit ihnen. Und er konnte seine Vision von den Heiligen Bergen nicht vergessen. Die Erinnerung brannte im Geist und im Herzen von Springende Maus und er wollte nichts mehr, als die heiligen Berge noch einmal zu sehen. Er ging bis zum Rande des Ortes der Mäuse und blickte auf die Prärie. Er blickte hoch, um nach Adlern zu sehen. Der Himmel war voller Flecken, jeder einzelne ein Adler. Doch er wollte es wagen, er würde es wagen bis zu den Heiligen Bergen zu gehen. Er sammelte all seinen Mut und lief so schnell er konnte auf die Prärie. Sein kleines Herz hämmerte vor Aufregung und Angst. Er lief, bis er zu einer mit Salbei bewachsenen Stelle kam. Er blieb stehen und versuchte, wieder Luft zu schöpfen, als er eine alte Maus sah. Der Flecken Salbei, auf dem Alte Maus lebte, war ein idealer Zufluchtsort für Mäuse. Es gab massenhaft Samen, weiches Nestmaterial und auch sonst viele Dinge, um sich zu beschäftigen. „Hallo“, sagte Alte Maus. „Willkommen.“ Springende Maus war tief beeindruckt. Damit hatte er jetzt gar nicht gerechnet. So ein Platz und so eine Maus.
„Du bist wahrhaftig eine große Maus“, sagte Springende Maus mit all dem Respekt, den er aufbringen konnte. „Dies ist wahrhaftig ein wunderbarer Platz. Und die Adler können dich hier auch nicht sehen“, sagte Springende Maus. „Ja“, sagte Alte Maus, „und man kann von hier auf alle Wesen der Prärie herunter blicken: den Büffel, die Antilope, den Hasen und den Coyoten. Man kann sie alle von hier aus sehen und ihre Namen kennen lernen.“ „Das ist ja phantastisch“, sagte Springende Maus. „Kannst du auch den Fluss und die großen Berge sehen?“ „Ja und nein“, sagte Alte Maus mit Überzeugung. „Ich weiß, dass es den großen Fluss gibt, denn ich habe ihn auf meiner großen Reise gesehen. Aber ich befürchte, dass die großen Berge nur eine Sage sind. Auch ich hatte diese Sehnsucht, lass sie einfach los und bleib hier bei mir. Hier gibt es alles, was du möchtest, und es ist ein guter Platz zum Leben.“ Das war es sicher, ein richtig guter Platz zum Leben. „Aber wie kann er so etwas nur sagen?“ dachte Springende Maus. „Die Medizin der Heiligen Berge ist nicht etwas, das man vergessen kann.“ „Ich danke dir sehr für das gute Essen, Alte Maus, und auch dafür, dass du dein großes Heim mit mir geteilt hast“, sagte Springende Maus. „Aber ich muss die Heiligen Berge suchen.“ „Du bist ein dummer Mäuserich, wenn du von hier fortgehst. Es ist gefährlich auf der Prärie! Sie nur dort oben!“ sagte Alte Maus, mit noch mehr Überzeugung. „Sie all diese Flecken! Es sind Adler, und sie werden dich erwischen! Es gibt kein Entkommen.“
Ich wünsche euch einen wunderschönen Karfreitag und viel Spaß beim Hüpfen
Karin