Liebe Freunde,
Pfingsten, die letzten Jahre war das für mich Karneval der Kulturen in Berlin, der Beginn des Sommers, Zeit der Straßenfeste – werde ich das wieder erleben oder nur irgendwann meinen Enkelkinder davon erzählen?
Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sich all das, was ich bereits erlebt habe, so oder so niemals wiederholen lässt, da eben schon erlebt und damit – hoffentlich in der Schublade „super und toll“ – abgespeichert.
Da sich die Vergangenheit nicht ganz genauso wiederholt, macht es keinen Sinn, ihr nachzutrauern. Sinn macht es nur daraus zu lernen, besonders, wenn sie nicht so gut gelaufen war. In der Pfingstgeschichte (Bibel, Apostelgeschichte 2) trauern die Jünger auch irgendwie Jesus nach und okay, er war ja an Ostern auferstanden, aber im Himmel dummerweise nicht wirklich greifbar und davon erzählen wollten sie auch nicht so recht. Das mit Jesus und der Auferstehung war vermutlich so eine Art antike Verschwörungstheorie, jedenfalls hätten sie wohl auch Probleme kriegen können. War ja dann auch der Fall. Also das mit den Problemen kriegen.
Also sassen sie herum, bis eine Art Zaubershow á la Siegfried & Joy passierte und danach sind alle voll beseelt, enthusiastisch und verbreiten die tolle Botschaft und die Kirche wird geboren. Doch wenn ich genau hinschaue, dann gibt es wie bei allen solchen Festen einen tieferen Hintergrund und der hier ist echt schön:
Was die Jünger damals, am 50. Tag nach Ostern, weil das bedeutet Pfingsten, so tief berührte, ist nicht die Zaubershow mit Taube und Spezialeffekten. Laut der deutschen Version der Geschichte wird der Geist Gottes ausgegossen. Die eigentliche Grundbedeutung von Geist, aramäisch rûah, ist ‚Wind‘ und ‚Atem‘ – also sozusagen der Hauch des Universums, der Atem der Schöpfung, das Lebendige, das uns mit allen anderem Leben verbindet.
Viele spirituelle Praktiken arbeiten mit der Kraft des Atems. Mit dem Atem lande ich nicht nur im Hier und Jetzt, sondern docke mich auch an diese universelle Energie an, die uns immer umgibt, die Kraft des Lebens.
Das gibt die Kraft für das Morgen, den Samen zu setzen für das Morgen, für eine neue Welt mit vielen tollen Straßenfesten oder was auch immer. Hätte da noch ein paar Ideen dazu…
Dass wir getrennt sind, ist die Illusion, nicht die Verbindung. Selbst unser Organismus beherbergt eine unvorstellbare Menge an Bakterien und Viren, ohne die wir nicht überleben könnten. Ohne die Atmung der Pflanzen wären wir schon längst nicht mehr. Um so wichtiger uns immer wieder zu verbinden mit dem Leben, dem Universum und dem Rest. Und atmen.
Miniminiübung: Dreimal tief Luft holen und mir dabei vorstellen, wie ich mit dem Atem in Verbindung stehe mit allem um mich herum. Darf auch öfter sein.
Kleiner Tipp für Allergiker: Stelle dir vor, dass alle diese Pollen deine besten Freunde sind und heiße sie in dir willkommen – wer sehr mutig ist, kann das auch immer wieder vorsichtig ausprobieren, wenn gerade tatsächlich die Lieblings-Pollen umherfliegen.
Gehört zu meinen Lieblingskonzerten:
Keith Jarrett THE KÖLN CONCERT complete
https://www.youtube.com/watch?v=9–dkLn6sW4
Atmen nicht vergessen und schönen freien Pfingstmontag!
Karin